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Aktivierende Pflege

Definition und Beispiele zur Förderung der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von Pflegebedürftigen

Lesedauer: 19 Minuten
Autor: Ella Rohrhirsch
Erstellt: 7.5.2023

Die Pflege älterer und pflegebedürftiger Menschen stellt für Angehörige und Pflegekräfte oft eine Herausforderung dar. Immer mehr Menschen benötigen im Alter Unterstützung und Pflege, und die Anforderungen an die Pflegekräfte werden immer komplexer. In der Vergangenheit wurde Pflege oft als eine passive Tätigkeit betrachtet, bei der die Pflegebedürftigen auf ihre Bedürfnisse reduziert wurden und ihre Selbstständigkeit verloren haben. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein Paradigmenwechsel in der Pflege vollzogen – weg von der passiven hin zu einer aktivierenden Pflege. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit dem Konzept der aktivierenden Pflege auseinandersetzen und verschiedene Methoden und Ansätze vorstellen, die pflegende Angehörige und Pflegekräfte anwenden können, um pflegebedürftige Menschen zu aktivieren und ihre Selbstständigkeit zu fördern und zu erhalten. Des Weiteren diskutieren wir die Bedeutung der individuellen Anpassung der Methoden und erklären, welche Rolle Angehörige und Netzwerke in der aktivierenden Pflege spielen.

1. Definition und Konzept der aktivierenden Pflege

1.1 Was ist aktivierende Pflege?

Die aktivierende Pflege ist ein Konzept der Pflege, das sich auf die Unterstützung von Pflegebedürftigen konzentriert, um ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zu aktivieren und zu stärken. Der Fokus liegt dabei auf der Förderung von Autonomie, Selbstbestimmung und Teilhabe am Leben. Die aktivierende Pflege hat das Ziel, die Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen so lange wie möglich zu erhalten oder wiederzuerlangen.

Das Konzept basiert auf der Erkenntnis, dass Menschen von Natur aus eine Tendenz zur Selbstbestimmung und Selbstständigkeit haben und dass Pflegende in der Lage sind, diese Tendenz zu unterstützen und zu fördern. Dabei wird nicht nur auf die körperlichen Bedürfnisse der Pflegebedürftigen eingegangen, sondern auch auf ihre geistigen und emotionalen Bedürfnisse.

Diese Form der Pflege umfasst eine breite Palette von Aktivitäten, Methoden und gezielten Aktivierungsmaßnahmen, die über die Förderung der Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. So können Pflegebedürftige ihr allgemeines Wohlbefinden steigern und auch in schwierigen Situationen ein positives Lebensgefühl behalten.

1.2 Vorteile der aktivierenden Pflege

Die Vorteile der aktivierenden Pflege sind vielfältig: Sie trägt nicht nur dazu bei, dass pflegebedürftige Menschen länger selbstständig bleiben, ihre Lebensqualität verbessern und ihr Wohlbefinden steigern können. Sie kann auch dazu beitragen, dass Pflegebedürftige durch die aktivierende Pflege und das damit einhergehende höhere Maß an Selbstständigkeit und Selbstbestimmung ein gestärktes Selbstwertgefühl haben und besser dazu in der Lage sind, ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu erhalten oder wiederzuerlangen.

Durch die Förderung der Selbstständigkeit und Selbstbestimmung sind Patienten in der Lage, ihre Bedürfnisse selbst zu erfüllen und somit weniger auf Pflegende angewiesen zu sein. Damit kann die aktivierende Pflege dazu beitragen, die Pflegebedürftigkeit der Pflegebedürftigen zu reduzieren und auch die Kosten für die Pflege zu senken.

Ein weiterer Vorteil der aktivierenden Pflege ist, dass sie die Beziehung zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen verbessert. Durch die Unterstützung der Patienten bei der Erreichung ihrer Ziele und der Förderung ihrer Selbstständigkeit entsteht ein Gefühl der Zusammenarbeit und des Vertrauens. Das kann dazu beitragen, dass Pflegebedürftige besser auf die Pflegenden reagieren und sich wohler fühlen.

1.3 Grundprinzipien der aktivierenden Pflege

Die Grundprinzipien der aktivierenden Pflege sind die Basis für die Umsetzung der aktivierenden Pflege und entscheidend für den Erfolg dieses Pflegemodells.

Förderung der Selbstbestimmung

Das erste Grundprinzip der aktivierenden Pflege bezieht sich auf die Förderung der Selbstbestimmung von Pflegebedürftigen. Hierbei geht es darum, sie in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und ihnen dabei zu helfen, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche in Bezug auf ihre Pflege zu artikulieren. Pflegende sollten den Pflegebedürftigen dabei helfen, ihre Entscheidungen zu treffen, indem sie ihnen relevante Informationen bereitstellen und sie bei der Bewertung von Risiken und Nutzen unterstützen. Dies ist insbesondere für ältere Menschen oder Menschen mit chronischen Erkrankungen von großer Bedeutung, da sie oft in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt sind. Durch die Unterstützung der Selbstbestimmung und Selbstständigkeit der Patienten können diese ihre Fähigkeiten erhalten oder verbessern und ein höheres Maß an Lebensqualität erreichen.

Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten

Das zweite Grundprinzip der aktivierenden Pflege bezieht sich auf die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Pflegebedürftigen. Hierbei geht es darum, die Pflege auf die spezifischen Bedürfnisse des Pflegebedürftigen zuzuschneiden und ihn in die Pflegeprozesse einzubeziehen. Pflegende sollten dem Pflegebedürftigen dabei helfen, seine Fähigkeiten zu verbessern, indem sie ihn dazu ermutigen, sich selbst um bestimmte Aspekte seiner Pflege zu kümmern. Dadurch entsteht eine Partnerschaft und ein Gefühl des Vertrauens und der Zusammenarbeit. Das wiederum kann dazu beitragen, dass die Pflegebedürftigen sich wohler fühlen und Pflegende besser auf ihre Bedürfnisse reagieren können.

Förderung der Zusammenarbeit

Das dritte Grundprinzip der aktivierenden Pflege bezieht sich auf die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen. Hierbei geht es darum, eine Partnerschaft zwischen beiden Parteien aufzubauen, in der beide zusammenarbeiten, um die bestmögliche Pflege zu gewährleisten. Pflegende sollten die Pflegebedürftigen dabei unterstützen, ihre eigenen Ziele zu definieren und ihnen dabei helfen, diese zu erreichen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden Parteien kann dazu beitragen, dass Pflegende besser auf die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen eingehen können, da sie die Patienten besser kennen lernen und verstehen, was dazu führt, dass die Patienten sich besser aufgehoben fühlen.

Berücksichtigung der kulturellen und sozialen Aspekte

Das vierte Grundprinzip der aktivierenden Pflege bezieht sich auf die Berücksichtigung der kulturellen und sozialen Aspekte des Lebens von Pflegebedürftigen. Hierbei geht es darum, die individuellen kulturellen und sozialen Hintergründe der Pflegebedürftigen zu verstehen und in die Pflege mit einzubeziehen. Pflegende sollten die Pflegebedürftigen dabei unterstützen, ihre eigenen kulturellen und sozialen Bedürfnisse zu artikulieren und ihnen dabei helfen, eine Pflege zu entwickeln, die ihren kulturellen und sozialen Hintergrund berücksichtigt. Dies trägt dazu bei, dass die Pflegebedürftigen sich in ihrer Umgebung wohlfühlen und eine Pflege erhalten, die ihren Bedürfnissen und Wünschen entspricht.

2. Bedeutung der Aktivierung bei pflegebedürftigen Menschen

Die aktivierende Pflege ist besonders bei pflegebedürftigen Menschen wichtig, die an chronischen Krankheiten oder Behinderungen leiden, da diese Menschen von der traditionellen Pflege oft auf ihre Bedürfnisse reduziert werden, wodurch sie ihre Selbstständigkeit und auch ein Stück ihrer Identität als Person verlieren. Durch die aktivierende Pflege können sie wieder mehr Kontrolle über ihr Leben erlangen und ihre Fähigkeiten und Ressourcen nutzen.

Im Alter nimmt die körperliche Leistungsfähigkeit ab, was zu einer Einschränkung der Aktivitäten des täglichen Lebens führen kann. Durch gezielte Bewegungs- und Aktivierungsübungen können ältere Menschen ihre körperliche Leistungsfähigkeit jedoch verbessern und ihre Selbstständigkeit aufrechterhalten oder sogar stärken. Die kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis und Konzentration profitieren ebenfalls von einer gezielten Aktivierung und entsprechendem Training. Auch die Förderung von sozialen Kontakten und sozialer Interaktion kann dazu beitragen, das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Pflegebedürftigen zu steigern.

Zusätzlich trägt die Aktivierung pflegebedürftiger Menschen auch dazu bei, Stürze und andere Unfälle zu vermeiden, was das Risiko von Krankenhausaufenthalten reduziert.

3. Unterschied zwischen aktivierender und traditioneller Pflege

Die traditionelle Pflege orientiert sich an den körperlichen Bedürfnissen des Pflegebedürftigen und sieht ihn als passiven Empfänger von Pflegeleistungen. Die aktivierende Pflege hingegen betrachtet den Pflegebedürftigen als aktiven Partner in der Pflege und legt den Fokus auf seine individuellen Bedürfnisse und Potenziale.

Auch für pflegende Angehörige macht es einen Unterschied, ob sie die aktivierende oder die traditionelle Pflege anwenden.

Hier sind einige dieser Unterschiede:

Unterstützung und Schulung

Pflegende Angehörige, die eine traditionelle Pflege durchführen, erhalten oft nur begrenzte Unterstützung und Schulung von professionellen Pflegekräften. In der aktivierenden Pflege hingegen gibt es mehr Schulungen und Unterstützung, um den pflegenden Angehörigen beizubringen, wie sie den Pflegebedürftigen aktivieren und in den Pflegeprozess einbeziehen können.

Übernahme von Verantwortung

In der traditionellen Pflege werden die pflegenden Angehörigen oft dazu angehalten, die Verantwortung für die Grundbedürfnisse des Pflegebedürftigen zu übernehmen, wie zum Beispiel die Körperpflege und Medikamenteneinnahme. In der aktivierenden Pflege hingegen werden die pflegenden Angehörigen dazu ermutigt, den Pflegebedürftigen auch in seiner Selbstständigkeit zu unterstützen und ihn bei der Übernahme von Verantwortung für seine eigene Gesundheit und sein Wohlbefinden zu unterstützen. Dies kann beispielsweise so aussehen, dass der pflegende Angehörige den Pflegebedürftigen bei der eigenständigen Medikamenteneinnahme unterstützt, anstatt sie ganz für sie zu übernehmen.

Empowerment

Die aktivierende Pflege kann den pflegenden Angehörigen ein Gefühl von Empowerment (Englisch für „Ermächtigung, Übertragung von Verantwortung“) geben, da sie in den Pflegeprozess einbezogen werden und selbst aktiv dazu beitragen können, dass Pflegebedürftige ihre Selbstständigkeit und Autonomie verbessern. In der traditionellen Pflege hingegen fühlen sich pflegende Angehörige manchmal überfordert und hilflos, da sie sich ausschließlich auf die Grundbedürfnisse des Pflegebedürftigen konzentrieren müssen.

Vermeidung von Überforderung

In der traditionellen Pflege kann es für pflegende Angehörige schwierig sein, eine Balance zwischen ihrer eigenen Gesundheit und dem Pflegebedarf des Pflegebedürftigen zu finden. In der aktivierenden Pflege hingegen kann der Pflegebedürftige dazu befähigt werden, sich selbstständiger zu versorgen, was die Belastung für den pflegenden Angehörigen reduziert.

Kommunikation mit dem Pflegeteam

In der traditionellen Pflege bekommen pflegende Angehörige manchmal das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse und Anliegen von den professionellen Pflegekräften nicht ernst genommen werden. In der aktivierenden Pflege hingegen werden sie oft in die Kommunikation mit dem Pflegeteam einbezogen und können so ein größeres Mitspracherecht bei der Gestaltung des Pflegeplans haben.

4. Methoden der aktivierenden Pflege

Es gibt verschiedene Methoden und Ansätze der aktivierenden Pflege, die pflegende Angehörige und Pflegekräfte anwenden können, um Pflegebedürftige zu aktivieren und zu unterstützen. Die Methoden sind vielfältig und können je nach Bedarf des Pflegebedürftigen eingesetzt werden. Eine Kombination aus verschiedenen Methoden kann dazu beitragen, dass die Pflege effektiver und individueller auf die spezifischen Bedürfnisse des Pflegebedürftigen abgestimmt wird.

4.1 Ressourcenorientierte Pflege

Die ressourcenorientierte Pflege ist ein wichtiger Bestandteil der aktivierenden Pflege. Hierbei geht es darum, die Ressourcen beziehungsweise das Potenzial der Pflegebedürftigen zu erkennen und zu fördern. Das können körperliche, geistige oder soziale Fähigkeiten sein. Die Stärkung der Ressourcen leistet einen wichtigen Beitrage bei der Verbesserung der Selbstständigkeit und Lebensqualität der Pflegebedürftigen. Um die Ressourcen der Pflegebedürftigen adressieren zu können, ist es wichtig, ihre Interessen, Hobbys und Vorlieben zu kennen. Durch gezielte Gespräche und Beobachtungen können pflegende Angehörige und Pflegekräfte herausfinden, was die jeweiligen Ressourcen des Pflegebedürftigen sind und diese entsprechend fördern. Dies kann dazu beitragen, dass die Patienten ein höheres Selbstwertgefühl haben und sich selbst als aktiv und selbstständig wahrnehmen.

4.2 Biografiearbeit

Bei der Biografiearbeit werden biografische Daten und Erlebnisse gesammelt und aufgearbeitet.

Durch diese Arbeit können pflegende Angehörige und Pflegekräfte die Lebensgeschichte des Pflegebedürftigen erfassen und somit ein besseres Verständnis für seine Persönlichkeit und Bedürfnisse entwickeln. Dies ist hilfreich für die Erstellung einer individuellen Pflegeplanung, denn anhand der Biografie können gezielte Aktivitäten und Maßnahmen entwickelt werden, die auf die Interessen und Vorlieben des Pflegebedürftigen abgestimmt sind.

Die Biografiearbeit kann dazu beitragen, Erinnerungen zu wecken und das Selbstwertgefühl des Pflegebedürftigen zu stärken. Sie hilft, eine vertrauensvolle Atmosphäre und angenehme Umgebung zu schaffen, in der sich Pflegebedürftige besser verstanden, respektiert und mehr wertgeschätzt fühlen.

4.3 Basale Stimulation

Die basale Stimulation ist eine spezielle Form der Pflege, die darauf abzielt, verschiedene Sinne des Körpers (zum Beispiel Tastsinn, Gehörsinn und Gleichgewichtssinn) des Pflegebedürftigen zu stimulieren und seine Wahrnehmung zu fördern. Die basale Stimulation ist besonders für Menschen mit Einschränkungen im Bewegungsapparat, mit geistigen oder sensorischen Beeinträchtigungen oder für Menschen in fortgeschrittenen Stadien von Demenz geeignet.

Durch gezielte Berührungen, Bewegungen und Stimuli können die Sinne des Pflegebedürftigen aktiviert werden, was zu einer Steigerung der Wahrnehmung und des Wohlbefindens führt. Die basale Stimulation kann auch dazu beitragen, Schmerzen und Ängste zu lindern und die Kommunikation zwischen Pflegebedürftigen und Pflegekräften zu verbessern.

4.4 Validation

Die Validation ist eine Methode, die darauf abzielt, die Emotionen und das Verhalten des Pflegebedürftigen zu verstehen und anzuerkennen. Dabei wird versucht, seine Gefühle zu spiegeln und zu respektieren und ihn darin zu bestärken und ihm dabei zu helfen, diese zu artikulieren. Ziel ist der Aufbau einer besseren Beziehung und einer Stärkung des Vertrauens. Durch die Validation kann der Pflegebedürftige seine Emotionen besser verarbeiten und somit seine Selbstständigkeit und Autonomie fördern. Zudem kann die Validation dazu beitragen, dass die Person sich verstanden und wertgeschätzt fühlt.

4.5 Aktivierung durch Bewegung

Durch gezielte Bewegungsangebote kann die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit der Pflegebedürftigen erhalten oder verbessert werden. Dies steigert auch die Lust an sozialer Interaktion und die Freude an gemeinsamen Aktivitäten.

Bei der Aktivierung durch Bewegung geht es nicht nur um sportliche Aktivitäten, sondern auch um gezielte Alltagsbewegungen, die Gleichgewicht, Koordination und Kraft der Pflegebedürftigen fördern, was wiederum dazu beiträgt, dass sie länger selbstständig bleiben und ihre Lebensqualität verbessern.

4.6 Erhaltung der sozialen Kontakte

Eine weitere Maßnahme um die Lebensqualität älterer und pflegebedürftiger Menschen zu verbessern ist die gezielte Förderung sozialer Kontakte und Beziehungen. Dies kann dazu beitragen, Selbstwertgefühl und Lebenszufriedenheit zu steigern und beugt Einsamkeit und Isolation vor.

Pflegende Angehörige und Pflegekräfte können dabei helfen, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten, indem sie den Pflegebedürftigen in soziale Aktivitäten einbeziehen oder Kontakt zu anderen Personen herstellen. Auch der Besuch von Freunden und Familienangehörigen oder die Teilnahme an Gruppenaktivitäten können dazu beitragen, soziale Kontakte zu fördern.

5. Bedeutung der Anpassung der Methoden

Um eine bedarfsgerechte Pflege und Betreuung zu gewährleisten, ist es sehr wichtig, die Methoden der aktivierenden Pflege individuell auf die Bedürfnisse und Lebensumstände des Pflegebedürftigen anzupassen. Beispielsweise kann die Aktivierung durch Bewegung bei einem Pflegebedürftigen mit körperlichen Einschränkungen anders gestaltet werden als bei einem ohne Einschränkungen. Auch die Biografiearbeit kann bei einem Pflegebedürftigen mit einem besonderen Interesse an Musik anders gestaltet werden als bei einem Pflegebedürftigen mit einem anderen Interessensgebiet.

Hierfür ist es unerlässlich, die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Pflegebedürftigen genau zu kennen und entsprechend darauf reagieren. Auch die Persönlichkeit und Lebensgeschichte sollte bei der Anpassung der Methoden bedacht werden. So kann beispielsweise die Wahl der Aktivitäten oder die Art der Unterstützung, sowie auch die Gestaltung des Tagesablaufs oder die Art der Kommunikation auf die individuelle Vorlieben, Gewohnheiten und Bedürfnisse abgestimmt werden. Durch die Anpassung und Individualisierung der Methoden der aktivierenden Pflege können die Pflegebedürftigen besser in den Pflegeprozess eingebunden werden, fühlen sich wohler und besser verstanden. Dadurch wird nicht nur ihre Lebensqualität verbessert, sondern es kann auch zu einer höheren Motivation und einem größeren Erfolg bei der Erreichung der gesteckten Ziele führen.

6. Die Rolle von Angehörigen und Netzwerken

Angehörige sind oft die ersten Ansprechpartner für Pflegebedürftige und stellen eine wichtige Unterstützung im Pflegeprozess dar. Sie sind mit der Persönlichkeit des Pflegebedürftigen vertraut und können somit wertvolle Informationen zur Gestaltung des Pflegeprozesses beitragen. Angehörige können beispielsweise bei Befragungen des Pflegebedürftigen oder bei der Entwicklung von Zielen für die Pflege miteinbezogen werden. Zudem können sie bei der Durchführung von pflegerischen Maßnahmen unterstützen oder den Pflegebedürftigen bei Aktivitäten des täglichen Lebens begleiten. Dadurch kann eine enge Bindung zwischen Angehörigen und Pflegebedürftigen entstehen und das Selbstwertgefühl und Wohlbefinden gestärkt werden.

Neben Angehörigen können auch Netzwerke eine wichtige Rolle bei der aktivierenden Pflege spielen. Diese können aus verschiedenen Personen – z.B. Nachbarn und Freunde, Ärzten und Therapeuten – oder aus Institutionen bestehen, wie im Falle von Pflegeeinrichtungs-Netzwerken. Durch solche Netzwerke können Pflegebedürftige ihre Ressourcen besser ausschöpfen und somit ihre Lebensqualität steigern. Eine möglichst enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Netzwerkpartnern begünstigt eine bedarfsgerechte und individuelle Pflege.

7. Fazit

Die aktivierende Pflege ist ein wichtiger Ansatz, Pflegebedürftige zu aktivieren und zu unterstützen und sollte als essentieller Bestandteil der Pflege betrachtet werden, um ihre optimale Versorgung sicherzustellen. Die aktivierende Pflege hat zum Ziel, die Ressourcen und Fähigkeiten von Pflegebedürftigen zu stärken, damit sie länger selbstständig bleiben, ihre Lebensqualität verbessern und ihr Wohlbefinden steigern. Die Methoden der aktivierenden Pflege, wie die ressourcenorientierte Pflege, Biografiearbeit, die basale Stimulation, Validation, Aktivierung durch Bewegung und der Erhalt sozialer Kontakte, müssen jedoch auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Pflegebedürftigen angepasst werden. Dabei spielen pflegende Angehörige, Pflegekräfte und Netzwerke eine wichtige Rolle.

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